Gibt es eine risikolose Anlage? Tipps für Österreich

Wer sich in einschlägigen Foren im Internet bewegt oder in entsprechenden Zeitschriften blättert, stößt immer wieder mal auf verlockende Angebote für die Geldanlage: traumhafte Renditen werden da angeboten, die die Anleger erzielen können, ohne auch nur das geringste Risiko eingehen zu müssen. Wer sich dagegen auch die Mühe macht, neben den verlockenden Anzeigen auch im Wirtschaftsteil von Tageszeitungen oder in Wirtschaftsmagazinen zu lesen, wird dabei auch auf Meldungen stoßen, bei denen diese vermeintlich sicheren Anlagen mit dem Totalverlust für die Anleger geendet haben. Damit soll vor allem verdeutlicht werden, dass einerseits verlockende Angebote auch bei der Finanzanlage stets mit Vorsicht zu genießen sind. Denn hohe Gewinne ohne Risiko gibt es in der Finanzwelt wie auch im echten Leben nicht. Wer nicht wagt, der nicht gewinnt – das gilt auch in der Finanzwelt. Doch was heißt dies nun für Anleger, die das Risiko vermeiden wollen und eine möglichst sichere Anlage für ihr Geld suchen?

In den folgenden Abschnitten möchten wir uns genau mit diesen Fragen befassen. Es soll zunächst auf den untrennbaren Zusammenhang von Chance und Risiko aufmerksam gemacht werden. Danach stellen wir verschiedene Anlagemöglichkeiten mit Blick auf das Risiko vor. Zum Glück gilt aber bei der Anlage kein entweder oder. Lesen Sie, wie Sie einen optimalen Mittelweg für die Anlage Ihres Vermögens finden, der zu Ihrer individuellen Lebenssituation und zu Ihren Zielen passt!
Chance und Risiko sind stets miteinander verbunden!

Bei der Anlage von Vermögen kann auf einen Zusammenhang nicht oft genug hingewiesen werden, nämlich dass die beiden Zielkategorien Chance und Sicherheit des angelegten Vermögens stets in einem entgegengesetztem Verhältnis zueinander stehen. Legt der Anleger also vor allem Wert darauf, sein angelegtes Vermögen sicher vor Verlust zu schützen, muss er dafür auf Ertragschancen verzichten. Zielt ein Anleger dagegen auf eine möglichst hohe Rendite bei seiner Geldanlage ab, so geht dies stets zu Lasten der Sicherheit. Anlagemöglichkeiten oder auch Beratern, die etwas anderes behaupten, sollte mit gesunder Skepsis begegnet werden. Allerdings kommt zu den beiden Komponenten Chance und Risiko noch ein dritter Faktor hinzu, nämlich der der Zeit. Dadurch ist es möglich, auf lange Sicht Risiken bei der Geldanlage zu kontrollieren. Auch wenn es eine absolut wasserdichte und sichere Anlage nicht gibt, können für unterschiedliche Anforderungen und zeitliche Anlageperspektiven durchaus geeignete Anlageformen identifiziert werden. Die wichtigsten Möglichkeiten möchten wir nun mit Blick auf Chancen und Risiken vorstellen.

Einlagen bei Banken – Teure Sicherheit

Die bei den meisten Sparern wohl bekannteste und auch am stärksten genutzte Anlageform sind vermutlich Einlagen bei den Banken. Das Geld wird dabei entweder auf dem klassischen Girokonto gehalten, wobei es sich hier noch nicht um eine Anlageform im engeren Sinne handelt. Auf dem Girokonto wird das Geld für die kurzfristigen Ausgaben verwaltet, Zinsen werden dafür in der Regel kaum oder gar nicht gezahlt. Darüber hinaus bieten Banken aber auch andere sichere Anlageformen an, wie etwa Tagesgeld oder auch Festgeld. Hier gibt es zumindest höhere Zinsen als auf dem Girokonto. Je länger das Geld auf einem Festgeldkonto angelegt wird, desto höhere Zinsen werden geboten. Da die Banken einer gesetzlichen Einlagensicherung unterliegen, ist das Geld auf diesen Konten auch dann sicher, wenn die Bank in wirtschaftliche Schwierigkeiten geraten sollte. Kann also das Institut auf Grund einer Insolvenz nicht seinen Verpflichtungen gegenüber den Sparern nachkommen, springt ein Sicherheitsfonds ein, in den alle Banken einzahlen. Die Sparer können also davon ausgehen, dass ihr Geld auch bei finanziellen Turbulenzen an den Finanzmärkten zumindest bis zu einem bestimmten Betrag stets sicher ist. In Österreich sind zumindest 100.000 Euro je Sparer in jedem Fall geschützt.

Der Preis für diese Sicherheit ist allerdings eine sehr geringe Rendite. Liegt der Zinssatz wie im Jahre 2018 für Giro- oder Tagesgeldkonten bei oder nahe null Prozent, wird durch die Inflation praktisch fortwährend Vermögen vernichtet. Die Vergangenheit hat außerdem gezeigt, dass eine starke Inflation Geldvermögen sehr schnell zunichtemachen kann. Zwar ist die Europäische Zentralbank dazu verpflichtet, alles für die Stabilität der Währung zu tun, allerdings kann eine stärkere Inflation auch nicht völlig ausgeschlossen werden. Eine weitere Gefahr für die Bankeinlagen der Sparer kann in einer umfassenden Bankenkrise gesehen werden, von der das ganze Land, Europa oder auch die ganze Welt betroffen sind. Ob die bestehenden Rettungsfonds dazu ausreichen, die Sparer zu entschädigen, ist eher unwahrscheinlich. Inwieweit staatliche Institutionen einspringen, kann ebenfalls nicht klar prognostiziert werden. Auch wenn derartige Szenarien vom heutigen Zeitpunkt als sehr unwahrscheinlich angesehen werden können, lassen Sie sich doch nicht ganz ausschließen. Absolute Sicherheit gibt es also auch bei diesen Anlageformen nicht.

Immobilien und Rohstoffe – Sicherheit mit einigen Tücken

Als sehr sicher werden außerdem Immobilien sowie Rohstoffe angesehen. Das gute alte Beton Gold oder auch Gold haben in der Vergangenheit immer wieder Krisen getrotzt und den Besitzern einen moderaten aber dafür stetigen Wertzuwachs beschert. Prinzipiell kann diese Sichtweise sicher einiges abgewonnen werden, trotzdem sind mit der Anlage des Vermögens in Immobilien und Rohstoffe einige Risiken verbunden.

Zunächst entwickeln sich die Preise für Häuser und Grundstücke je nach Region sehr unterschiedlich. Befindet sich das Haus in einer Region, die von einem stetigen wirtschaftlichen Abschwung betroffen ist, müssen die Besitzer auch starke Wertverluste hinnehmen. Auch der Einwand, dass der finanzielle Wert des Hauses keine Rolle spielt, solange man darin mietfrei wohnen kann, ist nur bedingt zu teilen. Denn für eine Immobilie sind neben Steuern und Abgaben auch Kosten für die Instandhaltung aufzubringen. Das gilt umso mehr, wenn im Alter das Wohnhaus entsprechend kostenintensiv angepasst werden muss. Auch die Vermietung einer einzelnen Immobilie ist mit gewissen Risiken verbunden, etwa wenn die Mieter mit einer schlechten Zahlungsmoral ausgestattet sind. Diese Risiken sollen aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass es sich bei einer selbst bewohnten Immobilie in einer ordentlichen Lage durchaus um eine sehr sichere Anlageform handeln kann. Die Sicherheit und die durchaus guten Renditen am Immobilienmarkt sind aber deutlich einfacher über einen Immobilienfonds oder auch über die Investition in Immobilienaktien zu bekommen. Wenn es also weniger um das selbst bewohnte Eigentum geht, sondern um die sichere Anlage, sollten Sie auch über diese Alternative nachdenken. Dabei können auch kleinere Beträge in Immobilien investiert werden, ohne dass die bei einem Kauf üblichen Nebenkosten die Rendite schmälern.

Ähnlich liegt der Fall bei Rohstoffen sowie Edelmetallen. Insbesondere Gold wird immer wieder als Krisenwährung ins Spiel gebracht. Durch den praktischen Nutzen von Rohstoffen können diese, anders als Geld, nicht durch die Inflation aufgefressen werden. Dies schützt aber nicht von bisweilen starken Wertschwankungen. Bedenken sollten sicherheitsbewusste Anleger außerdem, dass für Kauf und Aufbewahrung ebenfalls Kosten anfallen, die auf die Rendite drücken. Sicherheit wird so recht teuer erkauft.

Anleihen, Genussscheine und nachrangige Darlehen – im schlimmsten Fall droht der Totalverlust

Eine weitere Anlageform, die für private Anleger in Frage kommt, sind klassische Anleihen, Genussscheine oder anderweitige nachrangige Darlehensformen. Anders als bei Guthaben bei einer Bank handelt es sich hierbei um sogenannte Inhaberschuldverschreibungen. Diese bieten in der Regel eine deutlich höhere Rendite bzw. Verzinsung als klassische Bankeinlagen, sind demgegenüber aber auch mit einigen Risiken behaftet. Denn die Rückzahlung dieser Schuldverschreibungen hängt allein von der Zahlungsfähigkeit des Emittenten also des Schuldners ab. Geht also der Herausgeber der Anleihe, das Unternehmen oder der Staat, pleite, kann ein Totalverlust die Folge sein. Deutlich sicherer sind dagegen Fondslösungen, in denen verschiedene Titel zusammengefasst werden. Der Ausfall eines einzelnen Schuldners hätte dann keine oder nur eine sehr geringe Auswirkung auf das angelegte Vermögen. Einzelne Anleihen sind dagegen für Privatanleger aufgrund der genannten Risiken eher ungeeignet.

Aktien, Investmentfonds und Indexfonds (ETFs) – ideal für Anleger mit langfristiger Perspektive

Eine zu oft unterschätze Anlageform stellen Aktien dar. Bei Aktien handelt es sich um Anteile an börsennotierten Unternehmen. Diese Unternehmen beteiligen seine Aktionäre dann in Form einer Dividende an dem Gewinn. Gerät das Unternehmen in wirtschaftliche Schwierigkeiten, kann diese Dividende natürlich auch gestrichen werden. Darüber hinaus gibt es auch eine Reihe von Unternehmen, die keine Dividende zahlen. Auch solche Aktien können aber interessant sein, da bei einer guten Entwicklung des Unternehmens von einem steigenden Aktienkurs profitiert wird. Allerdings ist es erfahrungsgemäß für private Anleger, wie auch für Experten sehr schwierig, einzelne Aktien zu identifizieren, die langfristig einen hohen Anlageerfolg versprechen. Verschiedene Ereignisse können jederzeit starke Verluste und im Falle einer Insolvenz auch einen Totalverlust bei einer einzelnen Aktie verursachen.

Deutlich günstiger ist es daher, auch bei Aktien auf ein breites Portfolio zu setzen. Da es für den einzelnen Anleger jedoch sehr aufwändig und teuer ist, ein breit aufgestelltes Aktiendepot aufzubauen, sollte Investmentfonds oder auch sogenannten Indexfonds (ETFs) der Vorzug gegeben werden. Während Investmentfonds das Geld der Anleger aktiv unter ganz bestimmten Anlagekriterien anlegen, orientieren sich ETFs dagegen an Indizes, wie beispielsweise Dow Jones oder MSCI World. Sowohl durch Investmentfonds als auch durch ETFs erreicht der Anleger eine sehr breite Streuung auf viele Unternehmen und Branchen. Während das Risiko von Einzelaktien damit ausgeschlossen ist, müssen aber immer noch die mitunter starken Schwankungen an den Aktienmärkten einkalkuliert werden. Langfristige Betrachtungen zeigen aber, dass bei einem Anlagehorizont von mindestens fünf, besser jedoch zehn Jahren jährliche Renditen von fünf Prozent und mehr realistisch sind.

Fazit: Was als riskant und sicher gilt, hängt von der Situation des Sparers ab

Wofür sich ein Sparer nun entscheidet, hängt in erster Linie von dessen Zielen und dessen Sicherheitsbedürfnis ab. Für den langfristig angelegten Aufbau von Vermögen sind vor allem Aktien sowie darauf basierende Fonds geeignet. Auch mit einer Immobilie oder aber mit einem Immobilienfonds kann das Vermögen nicht nur gesichert, sondern auch über die Jahre vermehrt werden. Für diese Formen braucht der Anleger aber einen langen Atem. Es sollte ausgeschlossen werden können, dass auf das angelegte Geld kurzfristig zugegriffen werden muss. Dies ist dann unter Umständen nur mit starken Verlusten möglich. Stattdessen ist es wichtig, eine strategische Reserve vorzuhalten. Dafür sind dann Bankeinlagen ideal geeignet, etwa Girokonten oder Tages- bzw. Festgeld.

Rohstoffe, Einzelaktien oder auch nachrangige Darlehen sollten dagegen wenn, dann nur als kleine spekulative Beimischung genutzt werden. Letztendlich kommt es auf die richtige Mischung an. Wer sein Geld also möglichst sicher und gleichzeitig chancenträchtig anlegen will, sollte zunächst seine eigenen Ziele und Sicherheitsansprüche festlegen und das Geld dann auf die verschiedenen Anlageformen verteilen. Wer sich immer wieder klar macht, dass es Renditechancen ohne jegliches Risiko nicht gibt, ist schon einen Schritt weiter. Letztendlich stellen aber auch verpasste Chancen bei einer vermeintlich sicheren Anlage langfristig gesehen ein Risiko dar, wenn etwa zu wenig Kapital für den Ruhestand aufgebaut wurde. Sicherheit und Chancen werden also am besten durch eine kluge Streuung in Einklang gebracht.