Bonitätsprüfung: KSV & Schufa bei Krediten und Finanzierungen

Geht es um die Beantragung eines Kredites, dann zittern viele Privatpersonen sowie Unternehmerinnen und Unternehmer vor der Bonitätsprüfung. Denn diese entscheidet, ob der Kredit gewährt wird oder nicht, so die landläufige Meinung. Dieser Ansicht ist jedoch nur bedingt zuzustimmen, denn die Bonitätsprüfung ist eine Entscheidungsgrundlage, die in Österreich in der Regel für die Kreditvergabe verlangt wird. Ob Sie als Privatperson oder als Unternehmerin/Unternehmer den Kredit bekommen, hängt letztendlich vom Kreditgeber ab. Denn dieser entscheidet, ob ein Vertragsabschluss zu Stande kommt oder nicht.

Was bedeutet Bonität eigentlich?

Der Begriff „Bonität“ leitet sich vom Lateinischen „bona“ (Vermögen) bzw. „bonitas“ (Vortrefflichkeit) ab. Übersetzt wird der Begriff mit „Kreditwürdigkeit“. Bei der Frage nach der Bonität geht es um zwei Kriterien:

  • die wirtschaftliche Bonität
  • die Zahlungswilligkeit

Die wirtschaftliche Bonität bezieht sich darauf, ob die aufgenommen Schulden auch zurückbezahlt werden können. Unter Zahlungswilligkeit ist zu verstehen, ob die Schuldnerin bzw. Schuldner auch willens ist, die aufgenommenen Schulden zurückzuzahlen. Besteht diese Absicht nicht, dann wird von Zahlungsunwilligkeit gesprochen. Ist dies der Fall, dann kann der Gläubiger auch den Gerichtsweg bestreiten, um seine Forderungen durchzusetzen, unabhängig davon, ob Sie zahlungsfähig sind oder nicht.

Die Bonitätsprüfung als Schutz für den Kreditgeber

Die Vergabe eines Kredites ist aus Sicht des Kreditgebers immer mit einem Risiko verbunden. Denn es kann der Fall eintreten, dass der zahlungswillige Kreditnehmer seinen Verbindlichkeiten nicht (mehr) nachkommen kann. Um dieses sog. Ausfallsrisiko einschätzen zu können, wird vor der eigentlichen Kreditvergabe die Bonitätsprüfung durchgeführt. Es wird also überprüft, welche wirtschaftliche Bonität und Zahlungswilligkeit der potentielle Kreditnehmer, dazu gehören zum Beispiel Privatpersonen, Unternehmen oder Staaten, besitzt. Von einer guten Bonität wird gesprochen, wenn das Ausfallrisiko gering ist; von einer schlechten, wenn das Ausfallrisiko hoch eingestuft wird.

Der Kreditschutzverband von 1870

In Österreich erfolgt die Bonitätsprüfung in der Regel über den Kreditschutzverband von 1870. Dieser Gläubigerschutzverband wird abgekürzt KSV1870 oder einfach nur KSV genannt. Die Jahreszahl 1870 bezieht dabei wirklich auf das Gründungsjahr der Organisation, die als erste europäische Organisation dieser Art gilt. Heute sind beim KSV1870 Daten von rund 640.000 österreichischen Unternehmen und 7,5 Millionen Privatpersonen abrufbar.

Bonitätsprüfung von Unternehmen über den KSV1870

Die Bonität von Unternehmen erfolgt nach dem KSV1870 Rating. Dieses gibt Auskunft über die Ausfallswahrscheinlichkeit, also darüber, wie hoch das Risiko für den Kreditgeber ist, dass der Kreditnehmer, in diesem Fall ein Unternehmen, seinen Verbindlichkeiten nicht nachkommen kann. In die Berechnung der Kennzahl fließen über 20 Faktoren ein, die nach bestimmten Kriterien gewichtet und in speziellen Kombinationen angewendet werden. So wird bei der Beurteilung je nach Datenlage zwischen UnternehmenScore, NeugründerScore und BasisScore unterschieden. Zu den Einflusskriterien gehören u.a.:

  • Bankauskünfte
  • Cash-Flow
  • Eigenkapitalquote
  • Gewinnsituation
  • Investitionspolitik
  • Jahresabschluss
  • Rechtsform
  • Schuldenniveau
  • Unternehmensplanung
  • Verlustsituation
  • Vermögensniveau

Ratingmodelle für die Beurteilung von Unternehmen

UnternehmenScore

Das Ratingmodell „UnternehmenScore“ ist konform zu den Basel-II-Kriterien. Weiter ist dieses Modell auf die Verfügbarkeit und Aktualität der Daten ausgerichtet.

NeugründerScore

Der NeugründerScore bezieht sich auf Unternehmen im ersten Jahr. Die Basis dieses Scores sind Softfacts mit einer starken statistischen Ausprägung, da noch keine Bewertung des Zahlungsverhaltens vorgenommen werden kann. Zu den Einflussfaktoren gehören hier beispielsweise die Branche, die Rechtsform oder die Person des Neugründers.

BasisScore

Dieser Score hat die Basisdaten des Unternehmens, also seine Struktur, als Grundlage. Er gilt als vollwertige Bonitätsbewertung. Je nach Datenlage fließen beispielsweise Inkasso, Insolventinnen bzw. Insolveten oder aktuellen Bilanzen in dieses Ratingmodell ein.

Das eigentliche KSV1870 Rating wird auf einer Skala von 100 bis 700 dargestellt. Die ScoreWerte gelten für alle Ratingmodelle, da die Berechnungen unterschiedlich erfolgen. Ob Ihr Unternehmen für den Kreditgeber mit einem über- oder unterdurchschnittlichen Ausfallsrisiko verbunden ist, hängt vom ScoreWert ab, wobei der ScoreWert 400 die markante Größe darstellt. Die nachstehende Tabelle gibt Ihnen Auskunft darüber, wie hoch das Ausfallrisiko Ihres Unternehmens vom KSV eingestuft wird.

Tabelle: Ausfallswahrscheinlichkeit von Unternehmen KSV1870

Ratingklasse (Scorewert) Risiko (Ausfallswahrscheinlichkeit) Wahrscheinlichkeit einer Insolvenz
100-199 keines ab 0,01 Prozent
200-299 sehr geringes ab 0,03 Prozent
300-399 geringes ab 0,20 Prozent
400-499 erhöhtes ab 1,30 Prozent
500-599 hohes ab 7,95 Prozent
600-699 sehr hohes ab 96,23 Prozent
700 Insolvenz Insolvenz
000 keine Berechnung möglich entfällt

Bonitätsprüfung von Privatpersonen über den KSV1870

Die Bonität von Privatpersonen wird für die kreditgebende Wirtschaft mit dem PersonenProfil angegeben. Die entscheidende Kennzahl über das Risiko von Zahlungsauffälligkeiten ist der RiskIndicator. Dieser gibt dem Kreditgeber eine konsolidierte Information aus den Datenpools:

  • Consumer
  • Financial
  • Business

Consumer

Zum Bereich Consumer gehören Kriterien wie

  • Inkasso
  • Negativinformationen von Dritten
  • Insolvenz
  • Grundbuch
  • Wirtschaftlichkeitsindex

Financial

Zum Bereich Financial gehören Kriterien wie

  • Kreditkarten
  • KKE-Score (KonsumentenKreditEvidenz), steht nur Banken und Leasinggesellschaften zur Verfügung
  • Warnliste (gibt Auskunft über vertragswidriges Kundenverhalten), steht nur Banken zur Verfügung

Business

Zum Bereich Business gehören Kriterien wie

  • Zahlungsverhalten
  • Beteiligungen
  • Insolvenz
  • Bankverbindung

Der RiskIndicator hat eine Skala von 100 bis 700. Der entscheidende Wert, ob das Ausfallsrisiko über- oder unter dem Durchschnitt liegt, ist der ScoreWert 400. In der nachstehenden Tabelle finden Sie die Beurteilungen nach Ratingklassen.

Tabelle: RiskIndicator für Privatpersonen KSV1870

Ratingklasse (Scorewert) Zahlungsauffälligkeit Wahrscheinlichkeit einer Zahlungsstörung
100-199 sehr unwahrscheinlich ab 0,01 Prozent
200-299 sehr unwahrscheinlich ab 0,03 Prozent
300-399 unwahrscheinlich ab 0,20 Prozent
400-499 erhöht ab 1,30 Prozent
500-599 sehr wahrscheinlich ab 7,95 Prozent
600-699 sehr wahrscheinlich ab 96,23 Prozent
700 Insolvenz Insolvenz
000 keine Empfehlung möglich entfällt

Welche Auswirkungen haben die KSV-Kennzahlen für die Kreditvergabe?

Da die Einstufung in eine Ratingklasse Auskunft über Ihre Bonität bzw. Kreditwürdigkeit gibt, hat diese Beurteilung Auswirkungen bei der Kreditvergabe, v.a., wenn Ihr persönlicher ScoreWert bzw. jener Ihres Unternehmens über 399 liegt. Die konkreten Auswirkungen hängen dabei vom jeweiligen ScoreWert ab. So kann sich beispielsweise ein Kredit verteuern, da die Bank höhere Zinsen verlangt. Auch kann sie weitere Sicherheiten, wie zum Beispiel Bürgen oder die Aufnahme einer Hypothek verlangen. Im schlimmsten Fall kann sie den Kreditantrag ablehnen.

Kritik am KSV1870 und Pflege der eigenen Daten

Die meist geäußerte Kritik am KSV1870 ist, dass die Daten nicht immer aktuell sind. Ein weiterer Kritikpunkt ist, dass die verschiedenen Kriterien, die für die Beurteilung verwendet werden, nicht transparent genug sind. Der dritte Kritikpunkt bezieht sich auf die Modelle der statistischen Berechnung. Ob diese Kritikpunkte nun gerechtfertigt ist oder nicht, sei dahingestellt. Wenn Sie jedoch ganz sicher gehen wollen, dann sollten Sie Ihre Daten beim KSV regelmäßig, empfohlen wird einmal pro Jahr, überprüfen. Dies geht am einfachsten mittels einer Selbstauskunft. Stellen Sie fest, dass Ihre Daten veraltet sind, dann besteht die Möglichkeit, diese zu aktualisieren.

Die SCHUFA ist das deutsche Pendant zum österreichischen KSV

Die deutsche SCHUFA wurde 1927 gegründet und ist die Abkürzung für „Schutzgemeinschaft für allgemeine Kreditsicherung“. Wie in Österreich bekommen Sie auch in Deutschland nur einen Kredit, wenn Sie eine positive SCHUFA-Auskunft vorlegen können. Es geht also auch bei der SCHUFA um die Kreditwürdigkeit von Privatpersonen und Unternehmen. Dazu speichert die SCHUFA bei Privatpersonen verschiedene Daten zu Ihrem Vertragsverhalten, wie zum Beispiel:

  • Girokonto
  • Handyvertrag mit Laufzeit
  • Kreditkarte(n)
  • Kredite
  • Leasingverträge
  • Versandhandelskonten

Daten aus sozialen Netzwerken werden, laut Homepage der SCHUFA, nicht genutzt.

Zu den negativen SCHUFA-Einträgen, also dem ScoringWert, der bei der SCHUFA in der Regel in Prozent angegeben wird, führen beispielsweise:

  • ein von der Bank gekündigter Kredit (Zahlungsrückstände)
  • Zahlungsausfälle
  • Einträge aus öffentlichen Schuldnerverzeichnissen

Scoring bei der SCHUFA

Im Unterschied zum KSV steht bei der SCHUFA ein hoher (Prozent-)Wert für eine gute Bonität. Daher kann der maximale Basisscore „nur“ 100 Prozent betragen. In der Realität gibt es diese 100 Prozent jedoch nicht, da dies bedeutet, dass ein Zahlungsausfall vollkommen ausgeschlossen ist. Denn die SCHUFA behält sich vor, dass Situationen eintreten können, die zu einem Zahlungsausfall führen können, wie zum Beispiel Krankheit oder Verlust der Arbeit. Deswegen liegt der höchste SCHUFA-Score bei 99,7 Prozent. Das bedeutet im Umkehrschluss, dass die Ausfallswahrscheinlichkeit bei 0,3 Prozent liegt.

Berechnungsmodell der SCHUFA

Die Berechnungsmethode der SCHUFA gilt nach der Feststellung des deutschen Bundesgerichtshofes (BGH) von 2014 als schützenwertes Geschäftsgeheimnis. Daher besteht keine Veröffentlichungspflicht über die Berechnung des Wahrscheinlichkeitswertes. Allerdings lässt die SCHUFA ihr Scoreverfahren regelmäßig von unabhängigen Fachinstituten überprüfen.

Fazit

Bei der Beantragung eines Kredites oder einer Finanzierung führt in der Regel kein Weg an einer Bonitätsprüfung vorbei. In Österreich läuft die Prüfung der Bonität normalerweise über den KSV1870. Die Beurteilung der Bonität erfolgt anhand von statistischen Modellen, deren Ergebnis eine Kennzahl ist. Dieser ScoreWert wird einer Ratingklasse zugeordnet, die darüber Auskunft gibt, in welchem Maße Sie kreditwürdig sind.

Schreibe einen Kommentar