Negativzinsen 2024 bei Banken in Österreich

Negativzinsen und was Sie darüber wissen sollten

Seit einigen Jahren schreckt der Begriff der Negativzinsen die Menschen mal wieder auf. Der Zustand von negativen Zinsen ist für den einfachen Sparer nämlich ein Widerspruch in sich. Denn Zinsen werden eigentlich mit regelmäßigen Gutschriften verbunden, die dafür gezahlt werden, dass man Geld auf dem Sparbuch, dem Giro- oder Tagesgeldkonto oder auch auf längerfristigen Festgeldkonten liegen lässt. Wer dagegen einen Kredit aufnimmt, muss dafür in einem vereinbarten Umfang Zinsen an den Kreditgeber, in der Regel an die Bank, zahlen. Mit dem Konstrukt negativer Zinsen wird diese Denkweise jedoch auf den Kopf gestellt. Nun müsste der Sparer Geld an die Bank zahlen, wenn er sein Geld dort anlegt und ein Kreditnehmer bekommt sogar noch Geld dafür, wenn er sich Geld von der Bank leiht. Doch können Sie in Zeiten negativer Zinsen wirklich mit einem Bonus rechnen, wenn Sie ein Kredit für ein neues Auto oder für den Erwerb einer Immobilie aufnehmen? Und was sollten Sie in einer solchen Phase mit dem Geld auf Ihrem Konto machen? Diese und andere Fragen möchten wir in den folgenden Abschnitten klären. Zuerst beschäftigen wir uns aber mit der Frage, worum es sich bei Zinsen überhaupt handelt.

Was sind Zinsen überhaupt?

Zinsen gibt es im Prinzip so lange, wie es Geld gibt. Letztendlich handelt es sich dabei um eine Leihgebühr für finanzielle Mittel. Auch vor der Erfindung von Geld war es üblich, dass eine Gegenleistung gefordert wurde, wenn zwischen Geschäftspartnern etwas ausgeliehen bzw. für die Nutzung überlassen wurde, also etwa für Nutztiere oder Geräte. Bei Geschäften, bei denen Geld verliehen wird, wird der Zins daher auch als Preis des Geldes bezeichnet. Im Prinzip kann der Zins dabei zwischen den beiden Personen vereinbart werden, die sich gegenseitig Geld leihen. In unseren modernen Gesellschaften wird das Verleihen von Geld in erster Linie durch die Banken abgewickelt. Sparer, die Geld auf Ihr Girokonto legen, leihen Ihrer Bank gewissermaßen Geld und erhalten dafür einen Zins. Die Bank reicht diese finanziellen Mittel an private Kunden aber auch an Unternehmen in Form von Krediten aus und verlangt ihrerseits dafür Zinsen.

Die Zinsen, die die Bank an die Sparer zahlt, sind normalerweise geringer, als die Zinsen, die für Kredite verlangt werden. Aus der Differenz erzielt eine Bank dann ihren Gewinn. Da es am Markt verschiedene Anbieter und Nachfrager gibt, bildet sich der Zins zunächst im freien Spiel von Angebot und Nachfrage. Wie hoch der Zins konkret ausfällt, hängt aber auch von weiteren Faktoren ab. So steigen die Zinsen für Anlagen aber auch für Kredite, je länger die Laufzeit währt. Für Guthaben auf Girokonten und Tagesgeld gibt es die geringsten Zinsen, während für langfristige Anlagen von mehreren Jahren tendenziell höhere Zinsen angeboten werden. Auch mit der Kreditlaufzeit und einer damit verbundenen Zinsbindung muss ein höherer Zinssatz akzeptiert werden.

Neben dem freien Spiel der Marktkräfte hat auch die jeweilige Zentralbank einen entscheidenden Einfluss auf die Zinsen. Denn die Banken leihen sich einerseits Geld bei der Zentralbank und lagern andererseits Guthaben bei der Zentralbank ein. Dafür gelten ebenfalls bestimmte Zinssätze, die sogenannten Leitzinsen. Für Österreich, als Mitglied in der Europäischen Währungsunion, ist die Europäische Zentralbank (EZB) verantwortlich.

Wie kommt es zu negativen Zinsen?

Je nach Angebot und Nachfrage auf dem Markt für Kredite ändern sich die Zinsen laufend. Bringen etwa sehr viele Akteure ihr Geld zur Bank und werden gleichzeitig wenige Kredite nachgefragt, so senken die Banken die Zinsen, um Anlagen weniger attraktiv und Kredite günstiger anbieten zu können. Negative Zinsen sind bei einer solchen Konstellation aber nicht wahrscheinlich. Hierfür kommt nun die Zentralbank ins Spiel. Eine Zentralbank ist laut Verfassung dazu verpflichtet, für Preisstabilität und Wirtschaftswachstum zu sorgen. Die Leitzinsen stellen dafür das wichtigste Instrument dar. Um eine Wirtschaft zu stimulieren, gelten niedrige Zinsen als wirksames Rezept. Dadurch sollen die Wirtschaftssubjekte angeregt werden, Kredite aufzunehmen und zu investieren.

Klassische Sparanlagen sind dagegen wenig attraktiv. Sind die Zinsen bereits niedrig, können, wie zuletzt durch die EZB, oder auch die amerikanische Fed auch negative Leitzinsen festgelegt werden.
Negativ ist dabei vor allem der Einlagenzins für die Banken, die Geld bei der Zentralbank kurzfristig parken wollen. Etwas höher ist in der Regel der Zins, für den sich die Banken von der Zentralbank Geld leihen können. Wie die Banken damit gegenüber ihren Kunden umgehen, obliegt jedoch deren Entscheidung. Zumindest flächendeckend hat dies bisher noch nicht dazu geführt, dass auch den privaten Sparern negative Zinsen abverlangt wurden. Jedoch haben viele Banken ein Problem mit ihrer Ertragsstruktur bekommen und versuchen verzweifelt, neue Einnahmen zu generieren. Statt negativer Zinsen werden dann etwa Gebühren für unterschiedliche Bankdienstleistungen eingeführt bzw. erhöht. Letztendlich haben Gebühren aber den gleichen Effekt wie negative Zinsen, da sie das angelegte Vermögen nicht vermehren, sondern schmälern. Gleichzeitig haben die Banken nun einen noch größeren Anreiz, Kredite an die Konsumenten und Unternehmen auszugeben. Doch auch Kredite zu negativen Zinskonditionen sind bisher die absolute Ausnahme geblieben und eher als Werbeaktionen zu bezeichnen.

Welche Folgen haben negative Zinsen für private Konsumenten?

Für die privaten Konsumenten haben negative Zinsen unterschiedliche Auswirkungen. Grundsätzlich wird häufig hervorgehoben, dass Sparer benachteiligt werden, während Kreditnehmer im Vorteil sind. Dies ist aber nur ein Teil der Wahrheit. Wer größere Investitionen plant, bekommt in Zeiten niedriger oder sogar negativer Zinsen tatsächlich deutlich günstigere Konditionen. Mit Blick auf den Immobilienerwerb hat sich aber beispielsweise gezeigt, dass mit sinkenden Zinsen schnell die Immobilienpreise steigen, so dass ein tatsächlicher Vorteil zumindest fraglich ist. Auf jeden Fall sollte weiterhin auf Qualität und eine gute Lage geachtet werden. Größere Anschaffungen, wie Auto oder Wohnungseinrichtungen, per Kredit vorzuziehen, kann aber durchaus sinnvoll sein. Auch hier sollte aber darauf geachtet werden, dass vernünftige Preise gezahlt werden.

Während Darlehensnehmer gut darauf achten sollten, was sie mit ihrem Kredit anstellen, um von den niedrigen Zinsen zu profitieren, stehen auch Sparer in Zeiten niedriger oder negativer Zinsen nicht per se als Verlierer dar. So sollte nach alternativen Anlagemöglichkeiten Ausschau gehalten werden. Der Kapitalmarkt hält verschiedene Anlageformen bereit, die besonders bei niedrigen Zinsen Renditen versprechen. Welche das sind, zeigen wir Ihnen ebenfalls auf unserem Portal Finfo.

Fazit – negative Zinsen bieten durchaus Chancen

Bei negativen Zinsen handelt es sich um ein Phänomen, welches in unserem Wirtschaftssystem immer wieder mal vorkommt. Auch wenn es die gängigen Vorstellungen des Konzepts Zinsen auf den Kopf stellt, können Wirtschaft und auch Sparer im Prinzip gut damit leben. Während sich die Höhe der Zinsen prinzipiell am Markt durch Angebot und Nachfrage nach Kapital bildet, kommen negative Zinsen erst durch den Eingriff von Zentralbanken zu Stande. Die Zentralbanken verlangen von den Banken negative Zinsen, wenn Geld eingelegt wird. Dass diese negativen Zinsen jedoch an die Sparer weitergegeben werden, ist bisher eher die Ausnahme geblieben. Stattdessen setzen die Geldinstitute auf höhere Gebühren oder auch sogenannte Verwahrentgelte. Zusätzliche Gebühren können Bankkunden aber vermeiden, indem sie einfach zu einer günstigeren Bank wechseln. Zudem können auch andere Anlagemöglichkeiten ins Auge gefasst werden. Profitieren können dagegen Konsumenten und Unternehmen, die Kredite für Investitionen aufnehmen. Allerdings sollten auch diese Investitionen wirtschaftlich sinnvoll und wohl durchdacht sein.