Euribor: europaweite Referenz-Zinssätze für Termingelder

Nicht alle Immobiliendarlehen sind mit einem festen Zinssatz verbunden, mancher Bauherr oder Hauskäufer wählt ein Produkt mit Flexi-Zinsen. Auch Bausparverträge können wahlweise fest oder variabel verzinst sein, wobei sich die Zinsen bei Euribor-gestützten Verträgen regelmäßig neu nach dem gleichnamigen Referenz-Zinssatz für Geldgeschäfte im Euroraum richten. Wer den aktuellen Euribor kennt, sichert sich außerdem eine solide Verhandlungsgrundlage, wenn es um einen festen Zinssatz geht.

Was ist der Euribor und wie wird er festgelegt?

Bei dem Wort Euribor handelt es sich um eine Abkürzung, dahinter steht die sogenannten Euro InterBank Offered Rate. Hierbei handelt es sich um einen Referenzzinssatz für Interbankgeschäfte mit Laufzeiten von einer Woche, zwei Wochen, einem Monat, zwei Monaten, drei Monaten, sechs Monaten, neun Monaten und einem Jahr. »Interbankgeschäfte« bedeutet, dass die Geldinstitute sich untereinander Euros zum angegebenen Zinssatz leihen.

Der Euribor wurde 1998 aus der Taufe gehoben, seit 1. Januar 1999 ersetzt er die vorher national berechneten Referenzzinssätze. Der »österreichische Euribor« hieß vor diesem Stichtag Vibor, Vienna InterBank Offered Rate. Das European Money Markets Institute (EMMI) übernimmt die Koordination.

Das neuseeländische Unternehmen Global Rate Set Systems errechnet geschäftstäglich die Durchschnitts-Zinssätze der festgelegten 24 Euribor-Panel-Banken. Reuters veröffentlicht das Ergebnis jeden Vormittag um 11 Uhr auf seiner Internetseite, auch im Wirtschaftsteil der Tageszeiten tauchen die Werte auf und lassen sich somit ganz leicht auch von Laien tagtäglich überprüfen.

Euribor-Darlehen: So funktioniert das System in der Praxis

Lange Zinsbindungen erfreuen sich in Österreich großer Beliebtheit, da sich die finanzielle Belastung in diesem Fall gut vorausplanen lässt. Allerdings besitzen kurzfristige Zinsbindungen ebenfalls einen wichtigen Vorteil: Kredite, die auf dieser Art der Verzinsung basieren, erweisen sich häufig bezüglich der Rückzahlungsmöglichkeiten als besonders flexibel. Außerdem liegen die variablen Zinsen zu Anfang normalerweise unter den aktuell üblichen Festzinsen; bei normaler Zinsentwicklung kann der Kreditnehmer durchaus mit einer finanziellen Ersparnis rechnen.

In vertraglich festgelegten Zeitabständen erfolgt bei Darlehen mit kurzfristigen Zinsbindungen eine Zinsanpassung. Bei klassisch variabel verzinsten Krediten legt das Geldinstitut den Zinssatz nach eigenem Ermessen fest, während Euribor-Darlehen sich ausschließlich an dem besagten Euribor-Zinssatz orientieren. Allerdings wird der Euribor-Zins noch mit einem Aufschlag in Höhe von 0,5 bis 2 % versehen, bevor er beim Endkunden ankommt.

Die Vorteile des Euribor-Kredits auf einem Blick:

  1. auf Wunsch jederzeit in ein Festzins-Darlehen umwandelbar
  2. Sondertilgungen bis zur Kompletttilgung zum beliebigen Zeitpunkt kostenlos möglich
  3. Zinssätze für kurzfristige Zinsbindungen liegt unter dem aktuellen Festzinssatz

Darum eignen sich Euribor-Darlehen auch zur Immobilienfinanzierung

Das Euribor-Darlehen stellt sich genau genommen als eine Art Festzinsdarlehen dar, dessen feste Zinsen allerdings stets nur für kurze Zeiträume gelten. Die Kreditart ist insgesamt auf mittlere und langfristige Laufzeiten ausgelegt, darum eignet sie sich gut für die Immobilienfinanzierung. Die Tilgungsraten werden zu festgelegten Terminen, meistmonatlich, fällig. Wer die umfangreichen Sondertilgungsmöglichkeiten nutzt, ist schneller mit der Rückzahlung fertig.

Insgesamt bietet das Euribor-Darlehen größtmögliche Flexibilität bei recht guter Kalkulationssicherheit. Nicht alle Banken bieten diese Kreditvariante an, doch wer sich mit den Konditionen anfreunden kann, hört sich einfach großräumig bei den infrage kommenden Kreditinstituten um.